Interview zur Gründung des VIFSG

Seit Mai 2014 besteht der Interprofessionelle Verband zur Integration und Förderung des Skills-Lab-Konzeptes in den Gesundheitsberufen. Im Interview mit Frau Weber-Frieg von der Zeitschrift „Pädagogik der Gesundheitsberufe“ stellt sich der VIFSG vor.

Wie kamen Sie auf die Idee der Verbandsgründung zum Skills-Lab-Konzept?

Als Initiatoren und Gründungsmitglieder kennen wir uns bereits aus dem Studium der Berufspädagogik in den Gesundheitsberufen der Fachhochschule in Bielefeld. Das Skills-Lab-Konzept hatte schon während des Studiums unser Interesse geweckt, so dass wir uns konzeptionell in unseren Abschlussarbeiten damit befassten. Der Einsatz solch innovativer Lehr-/Lernmethoden wird aktuell sowohl bildungs- als auch berufspolitisch empfohlen. Auf dem „2. Interprofessionellen Ausbildungskongress für Lehrende in den Gesundheitsfachberufen“, der Anfang 2014 in Bochum stattfand, haben wir gemeinsam eine Session zum Thema „Lernen im Skills Lab“ gehalten und viel Zuspruch und Interesse von den Teilnehmern der Session erhalten. Durch den interprofessionellen und fachlichen Austausch wurde der Bedarf einer gemeinsamen Erarbeitung deutlich, so dass die Idee geboren war, diesen Bestrebungen eine Plattform zu geben und einen Verband zu gründen.

Was ist für Sie das Besondere am Skills-Lab-Konzept?

Die praktische Ausbildung am Klienten sehen wir für die Gesundheitsberufe als zentralen Inhalt der Ausbildung. Das Skills Lab bietet sich hier als Brückenelement zwischen dem praktischen Fachunterricht in der Bildungseinrichtung und den ersten praktischen Einsätzen in den Gesundheitseinrichtungen an. Die Lernenden können diesen Schonraum nutzen, um sich in den verschiedenen Facetten berufsspezifischer Situationen auszuprobieren und ein dezidiertes Feedback durch Lehrende, Peers und den Simulationspatienten zu erhalten. Dem Lernenden wird hierdurch bereits während der Ausbildung die Relevanz von Reflexionen deutlich, um im Sinne des reflective practicioner eigene Handlungen stetig kritisch zu hinterfragen und zu adaptieren. Lernsituationen im Skills Lab überzeugen durch ihre Realitätsnähe, da die Lernenden in Interaktion mit geschulten Simulationspatienten treten müssen. Eine Lernsituation im Skills Lab vorzubereiten bedeutet für die Lehrkraft zwar einen Mehraufwand, jedoch überwiegt für uns der Lerneffekt. Als Berufspädagogen in der Physio- und Ergotherapie sind wir daran interessiert, die Ausbildung dahingehend zu optimieren und durch das Skills Lab einen effektiven und interessanten dritten Lernort zu implementieren.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Verband?

Uns ist vor allem die Weiterentwicklung der praktischen Ausbildung in den Gesundheitsberufen ein wichtiges Anliegen.Der Verband setzt sich dafür ein, die berufliche Bildung den aktuellen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen anzupassen, um die berufliche Handlungskompetenz von Lernenden zu verbessern. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass den einzelnen Bildungseinrichtungen im Gesundheitswesen häufig Ansatzpunkte für die Implementierung dieser Lehr-/Lernmethode fehlen. Zusammen wollen wir die notwendigen Strukturen erarbeiten. Hierfür sehen wir zunächst den Bedarf eines einheitlichen Verständnisses vom Skills-Lab-Konzept, sowie weiterer theoretisch-konzeptioneller Neuerungen als auch ein gemeinsames didaktisches Grundverständnis, um mehr Transparenz zu schaffen. Der Verband ist derzeit durch Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, Orthoptisten und Pflegende interprofessionell aufgestellt. Dieser interprofessionelle Ansatz und der damit verbundene fachliche Austausch ist uns besonders wichtig und ermöglicht, neben der Vernetzung der verschiedenen Berufsgruppen, eine Partizipation bzw. das Identifizieren von Schnittstellen und Grenzen in den Bildungsbereichen der Gesundheitsberufe. Die vom VIFSG mehrmals jährlich stattfindenden Fachtagungen bieten hier auch nochmal die Möglichkeit des persönlichen Austauschs.

„Mich persönlich reizt an der Mitarbeit im VIFSG die Möglichkeit, klinische Lehr-Lern-Szenarien für die methodische Arbeit im Skills Lab wissenschaftsbasiert zu entwickeln, und so ein geeignetes didaktisches Fundament zu erstellen. Zudem gefällt mir die interprofessionelle Sichtweise der Akteure und die entspannte Arbeitsatmosphäre.“ (Dieter Lange, Mitglied im VIFSG)

Sie haben gerade erwähnt, dass Sie regelmäßig Fachtagungen veranstalten. Was erfolgt inhaltlich auf Ihren Tagungen?

Bisher haben wir am gemeinsamen Grundverständnis gearbeitet und konnten bereits erste Definitionen zum Skills-Lab-Konzept verabschieden. Für den inhaltlichen Input sorgen immer wieder kurze Fachvorträge, die im Plenum diskutiert werden. Der VIFSG ist bemüht, die Tagungen an Bildungseinrichtungen zu veranstalten, die bereits über ein Skills Lab verfügen, so dass direkte Erfahrungen gesammelt werden können. Eines unserer nächsten konkreten Ziele, ist die Erarbeitung von interprofessionellen Lernsituationen, die zum Beispiel in Form von Handreichungen im fachpraktischen Unterricht genutzt werden können. Unsere nächste Fachtagung findet bereits am 19. Juni 2015 in Heidelberg statt. Hier wird unter anderem die Konzeption von Rollenbeschreibungen und Fällen für Lerneinheiten im Skills Lab im Fokus stehen.

Wo bekomme ich als Interessent weitere Informationen? 

Seit kurzem ist der VIFSG nun auch mit einer eigenen Homepage online, auf der alle Informationen rund um die Arbeit des VIFSG zu finden sind. Interessenten sind natürlich auch herzlich auf den Fachtagungen willkommen. Auf der Homepage des Verbands www.vifsg.de sind alle Informationen zur Verbandsarbeit und den kommenden Projekten sowie die Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme zu finden.

Welche Vision haben Sie für Ihren Verband VIFSG?

Wir sind ein junger Verband und durch unseren interprofessionellen Ansatz sehr offen sowie dynamisch aufgestellt und wollen uns dies auch beibehalten. Unseren Fächer möchten wir gerne noch weiter aufspannen, uns mit Verbänden weiterer Professionen und bereits bestehenden internationalen Organisationen zum Skills Lab verknüpfen. Unsere Vision ist, dass sich nicht jede Bildungseinrichtung allein an das Konzept und die Implementierung wagen muss, sondern dass wir voneinander lernen können und uns ergänzen, um eine flächendeckende und professionelle Umsetzung des Skills-Lab-Konzeptes in der Ausbildung der Gesundheitsberufe zu etablieren.